- Waltharius
- Waltharius,Waltharilied, mittellateinisches Epos des 9. oder 10. Jahrhunderts (1 455 Hexameter); es schildert in Anlehnung an Vorbilder wie Vergil, Statius und Prudentius die Flucht der Königskinder Walther von Aquitanien und seiner burgundischen Verlobten Hiltgund vom Hof des Hunnenkönigs Attila und die Einzelkämpfe Walthers gegen verfolgende Franken unter ihrem König Gunther in einer Felsschlucht der Vogesen. Die Verfasserschaft ist nicht gesichert, meist wird das Werk Ekkehard I. von Sankt Gallen zugeschrieben, der von Ekkehard IV. von Sankt Gallen als Autor einer »Vita Waltharii manu fortis« erwähnt wird. Auch ein Dichter namens Geraldus kommt infrage, von dem in einigen Handschriften eine 22 Verse umfassende Widmung des Waltharius an einen Bischof Erkanbald (wohl von Straßburg, 965-991) überliefert ist.Von der Beliebtheit des Stoffes aus der Völkerwanderungszeit, der Beziehung zur Nibelungensage hat, zeugen verschiedene Bearbeitungen in den Volkssprachen, darunter die angelsächsischen »Waldere«-Fragmente (8./9. Jahrhundert), die Chronik von Novalese (11. Jahrhundert), das mittelhochdeutsche Waltherepos (13. Jahrhundert), der Valtari-Abschnitt der altnordisch Thidrekssaga (13. Jahrhundert) und die großpoln. Boguphalchronik (14. Jahrhundert). Ob der Waltharius die Übersetzung eines germanischen Waltherliedes darstellt, in der dem Helden christliche Züge verliehen werden, wird kontrovers diskutiert.Ausgaben: Das Waltharilied, übersetzt von H. Althoff (21916); Waltharius, herausgegeben von K. Strecker (1947, Nachdruck 1987); Waltharius - Ruodlieb - Märchenepik, herausgegeben von K. Langosch (1956, Nachdruck 1967).E. D'Angelo: Indagini sulla tecnica versificatoria nell' esametro del W. (Neapel 1992).
Universal-Lexikon. 2012.